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МИСЛЕНЕ ДРЕВО

Ми робимо Україну – українською!

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Микола Василько справоздання Володимиру Темницькому, Берн, 3 серпня 1919

Переклад Дмитра Буріма

Bern, 3 August 1919

Herr Minister!

Ich bin zu spät nach Bern gekommen: eine Ukraine laut unseren historischen Rechten, faktischen Besiedlungsverhältnissen und ethnografischen Besitzstand kann jetzt nicht werden. Kostbare Monate wurden von uns versäumt und von den Polen, Rumänen und Czechoslovaken ausgenützt. Jetzt heisst es retten, was alle diese imperialistischen Nachbarn noch nicht untereinander verteilt haben. Um mit Gewalt es diesen zu entreissen, sind wir physisch (zu schwache Armee) und moralisch zu schwach – also gäbe es nur den diplomatischen Weg: nun, unser Häuflein Amateurdiplomaten, die sich jetzt in Paris und den Hauptstädten befinden, falls sie nicht «unnütze» Reisen unternehmen, beschäftigen sich fast ausschliesslich mit Eigenbrödelei – Intriguen oder im besten Falle Abfassung von so schwer geschriebenen Veröffentlichungen, dass nur ein Forscher sich die Zeit zum Lesen derselben nehmen will. Diese Diplomaten werden und können das Band der Vereinbarungen unserer Nachbarn mit der Entente nicht lockern, geschweige, die Entente auf unsere Seite gegen Polen und Rumänen bringen.

Daher bleibt uns nurein Weg: den Rumänen alles freiwillig geben, was sei fordern (ein kleines Stückchen Bessarabien und die rein ukrainischen Bezirke der Bukowina werden «vielleicht» zu retten sein) und die Rumänen als Vermittler zu den Polen benützen, damit diese in irgendeine Aenderung der polnischen Verwaltung Ostgaliziens in eine neutrale Verwaltung zustimmen. Rumänien und Polen muss die Ueberzeugung gewinnen, dass es einen treuen Bundesgenossen an unsgegen ein neues Russland erhält, dann werden die Diplomaten dieser beiden Staaten dafür arbeiten, dass die Entente die Wiedervereinigung des alten ungeteilten Russlands nicht weiter betreibe und auf jenen Teil des ukrainischen ethnografischen Gebietes, welcher nach Befriedigung der rumänischen und polnischen Wünsche übrig bleibt, einen souveränen ukrainischen Staat anerkenne. Wir stehen also heute auf folgendem Scheidewege:

1) entweder Vereinbarung mit Rumänien und Polen über die Grenzen respektive Verwaltung Ostgaliziens – auf Basis einer solchen Vereinbarung Schutz – und Trutzbündnis gegen die Bolschewiken aber auch für später gegen jeden Versuch der Wiederherstellung eines grossen Russland (dann können wir ehest zur Souveränität kommen)

oder 2) nur Vereinbarung mit Rumänien – dieses wird gerne alle Gebietsopfer von uns akzeptieren aber nie mit uns gegen die Polen gehen, respektive sich nie für uns ohne Bewilligung der Entente exponieren. Letztere wieder wird aber ihren Standpunkt uns gegenüber erst dann ändern, wenn wir uns mit den Polen auseinandergesetzt;

oder 3) keinerlei Vereinbarungen; Resultat: wir werden nicht nur eine Beute von Rumänien und Polen, sondern auch der Herren [Alexander] Koltschak und [Anton] Denikin! (Ich kenne das Gegenargument: Unsere Bauern werden insurrgieren; – möglich, aber wann wird diese Insurrektion ihr erfolgreiches Ende finden?)

Rumänien hat nach dem russisch-türkischen Krieg trotz Plewna Bessarabien verloren – es wurde ein Staat von nur 7 Millionen Einwohnern – aber ein souveräner Staat. Heute erntet es die Früchte, dass damals der kluge König Karol [I al României] und der alte [Ion] Bratiano nicht «va banque» spielten! Und erst Milan Obrenović?

Das sind Beispiele, die wir uns vor Augen halten müssen!

Herr Minister: ich schreibe dies im Vollgefühl der Verantwortung – tun werde ich nur das was Sie anordnen – ich bitte aber um telegrafische kurze Mitteilung, wie Sie über meine Erwägungen denken. Gewohnt für meine Ueberzeugung stets einzutreten, überlasse ich die Verwendung dieser Darlegungen ganz Ihrem Ermessen.

Ergebenst

[Mykola] Wasillko

Переклад Дмитра Буріма

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Друкується за копією з водяними знаками, машинопис / ЦДАВО України Ф. 3696. – Оп. 2. – Спр. 696. – Арк. 120-121.


Опубліковано

Архів Української Народної Республіки. Міністерство закордонних справ. Дипломатичні документи від Версальського до Ризького мирних договорів (1919–1921) / Упоряд.: Валентин Кавунник. – Київ: Інститут української археографії та джерелознавства ім. М. С. Грушевського, 2016. – С. 491-492.