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МИСЛЕНЕ ДРЕВО

Ми робимо Україну – українською!

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Микола Василько справоздання Володимиру Темницькому, Берн, 31 липня 1919

Переклад Дмитра Буріма

Bern, 31 Juli 1919

Verehrter Herr Minister!

Ich beeile mich Ihnen, Herr Minister, mit Bezug auf Ihr soeben erhaltenes Schreiben vom 23. ds. folgende Bedenken zur Kenntnis zu bringen:

1) Die Bestimmung über Reiseroute musste ich England überlassen, da der hiesige Vertreter glaubt, dass seine Regierung immerhin von Ihrem beabsichtigten Besuch in London, Paris verständigen wird und dass es daher nicht ausgeschlossen ist, dass Ihnen nur die Bewilligung über die Route Wien – Schweiz – London gegeben werden wird. Obzwar die hiesige englische Gesandtschaft, wie ich bestimmt zu wissen glaube, Ihre Einreise sehr befürwortet hat, muss man, da Paris, wie oben erwähnt, doch davon durch die englische Regierung in Kenntnis gesetzt werden wird, auch auf eine eventuelle Ablehnung gefasst sein, wenn ich zwar dies für unwahrscheinlich halte.

2) Wenn Herr Minister aber auch die Route über Deutschland sollten nehmen können, so ist ein längerer Aufenthalt Ihrerseits in Berlin zwecks Führung von Verhandlungen dortselbst (vor Ihrem Besuche in London) ganz unausführbar. In Berlin sitzt bekanntlich ein französischer General, dessen Spione Sie gewiss genauest überwachen werden. Wenn Sie nun auch nur 2–3 Tage sich in Berlin aufhalten und dort Verhandlungen pflegen, so wird Paris davon erfahren und zweifellos von London verlangen, dass Ihnen noch im letzten Moment die Einreise gesperrt werde. Die Verhandlungen in Berlin müssten daher, meiner Ansicht nach, noch bevor Sie ankommen, von [Mykola] Porsch geführt und soweit gebracht werden, damit Sie, Herr Minister, wenn Sie Berlin passieren, dort höchstens einen Tag (von früh bis abend) Aufenthalt nehmen, aber höchstens den Minister des Aeussern oder den Minister-Präsidenten besuchen und die Abmachung [Mykola] Porsch bestätigen.

3) Eine neuerliche Anerkennung durch Deutschland würde die Entente unbedingt reizen. Was den weiteren Inhalt des Schreibens des Herrn Ministers vom 23. ds. anbelangt, so werde ich trachten, ehestmöglich durch den japanischen Vertreter die Einreise der Mission Galizynskyj nach Japan zu erwirken. Ich darf mich keinem Refus betreff eines Besuches bei irgendeinem Entente Vertreter aussetzen und gehe daher sehr vorsichtig und etwas langsam vor. Trotzdem werden Herr Minister in Kürze von mir Bericht haben. Abraten muss ich, Bjelankin Herrn Galizynskyj zuzuteilen. Er ist ein unbedingt anständiger und ordentlicher Mann, jedoch sehr stark russischer Föderalist – da Japan gegenwärtig russisch orientiert ist, wäre daher seine Anwesenheit dort unserer Mission voraussichtlich unbequem.

[Alexander] Sewriuk hätte heute endlich abreisen sollen.[Enrico] Insabato versprach mir, gemeinsam mit [Alexander] Sewriuk unbedingt in Rom die Einreise [Ivan] Kossaks durchzusetzen. Leider telefoniert mit aber [Alexander] Sewriuk soeben, dass die für ihn schon erteilt gewesene Einreisebewilligung von Rom aus telegrafisch sistiert wurde, indem Rom bezweifelt, dass er auch Bevollmächtigter der gegenwärtigen ukrainischen Regierung sei. [Alexander] Sewriuk musste daher durch [Enrico] Insabato seine von Ihnen erhaltenen Vollmachten dem italienschen Konsul in Lausanne vorlegen und erwartet stündlich die Entscheidung aus Rom. Es wiederholt sich also im Falle [Alexander] Sewriuk die Intriguen, welche ich selbst schon gegen mich vorgefunden hatte. Mein Amtsvorgänger u. a. haben nämlich bei allen offiziellsten Stellen gesagt, ich wäre nicht der Vertreter des Direktoriums, sondern irgend eines anderen Regimes. (Selbst als bolschewikischer Vertreter wurde ich verleumdet!) Offenbar hat irgend jemand in Rom mit denselben Mitteln operiert.

Die Rote – Kreuz – Angelegenheit steht folgendermassen: Gegen [Myhailo] Geronymus wird hier (ob berechtigt kann ich nicht eruieren) allgemein von unseren Leuten Stellung genommen, deshalb sind auch [Borys] Matiuschenko und D[octo]r [Petro] Cholodnyj gegen ihn und wurde ihm die gute Stellung, welche er sich selbst beim Schweizer Roten Kreuz geschaffen hat, durch Informationen der hiesigen Herren vom Rotem Kreuz seitens unserer Herren verdorben. Uebrigens soll auch D[octo]r Frick, welchen ja Herr Minister in Wien sprechen werden, auf ihn nicht gut zu reden sein. Ich habe den persönlichen Eindruck, dass es schädlich ist, den Mann, der sehr intelligent zu sein scheint, nicht zu verwenden. Vielleicht werden Herr Minister nach Anhörung des D[octo]r Frick mir durch diesen Entschliessung bekannt geben lassen.

Gemäss Ihnen Auftrage habe ich Verbindung mit dem hiesigen rumänischen Vertreter gesucht. Der meinem Besuch bei ihm vorausgegangene Briefwechsel liegt abschriftlich bei. Herr Minister dürften schon aus diesem ersehen, wie vorsichtig ich die Dinge anfasse. Der äussere Erfolg meines Besuches bei Herrn [Mihail] Pâcleanu war durchschlagend. Er ist ein sehr intelligenter, ich könnte sagen, feingebildeter Diplomat (schon seit 6 Jahren in Bern) konservativer Richtung, jedoch rumänischer Imperialist. Ich weilte bei ihm zwei volle Stunden – für heute hat er mich mit meiner Frau [ Um ihm zu zeigen, dass es mir keineswegs um die rasche soziale Einführung von uns in die hiesigen diplomatischen Gesandtschaften zu tun ist, sondern dass ich eben nur einzig deshalb seine Bekanntschaft suche, um die sachlichen Beziehungen mit Rumänien schnellstens aufzunehmen, hat sich meine Frau entschlossen (der Entschluss fiel ihr ungemein leicht) heute noch unwohl zu sein.] zum Dejeuner geladen – morgen um 5 Uhr Nachmittag will er mir die Visite abgeben, um die Konversation weiterzuführen.

Donnerstag, 31. Juli, 8 Uhr Abend.

Ich setze diesen Brief schon nach dem Dejeuner bei [Mihail] Pâcleanu fort. Von ihm, der natürlich noch gar keine Informationen von seiner Regierung hat, der aber bestimmt sich in die Gedanken derselben hineinfindet, hatte ich den Eindruck, dass Rumänien in dem Augenblicke, wo wir auf Bessarabien und den «grössten» Teil der Bukowina verzichten, uns in 2 Belangen wertvolle Dienste leisten wird.

a) bei der Entente und speziell bei Frankreich für eine selbständige Ukraina einzutreten (dies tut Rumänien aus Furcht vor einem grossen Russland),

b) bei der Entente auf die Abänderung der Entscheidung über die Westukraina in der Richtung drängen, dass das Projekt der Neutralisierung wieder aufgenommen werde. Mit den Czechoslovaken (mit welchen Rumänien sehr gut steht) gemeinsam, glaubt [Mihail] Pâcleanu dass Rumänien auch auf die Polen wird einwirken können.

Heute hat mir, wie ich schon telegrafierte, der czechische Chargé d’Affaires [Pavel] Baráček [-Jacquier] den Besuch erwidert – er blieb 1 ½ Stunden bei mir. Seine Aeusserungen decken sich vollkommen mit dem, was [Mihail] Pâcleanu sagt. Auch er sieht für uns kein anderes Mittel, als mit irgend einem unserer Nachbarn die besten Beziehungen anzuknüpfen. Da dies mit Russland und Polen nicht möglich ist, so bleibt eben nur Rumänien. Haben wir Rumänien zum Freund, so wird nach seiner Meinung auch die Czechoslovakei aus der akademischen Freundschaft uns gegenüber heraustreten können. Und dies umso lieber, als die Czechen den polnischen Imperialismus satt haben.

Ich muss Herrn Minister aufmerksam machen, dass mir [Mihail] Pâcleanu klagte, [George] Gazenko habe speziell durch seine in der Zeitung [Volodymyr] Stepankowskyjs veröffentlichten Interviews, worin er sich auch in die innere Politik Rumäniens einmischte, die Stimmung in Rumänien gegen uns sehr verdorben. [George] Gazenko fährt dieser Tage zu Ihnen und will zu Ataman [Symon] Petljura «fliegen». Vielleicht könnten Herr Minister eine Zeile den letzteren schreiben, er möge [George] Gazenko entweder bei sich behalten oder in irgend eine andere Weltrichtung nur ja nicht in die Schweiz zurücksenden, denn hier stört er mich durch sein antirumänisches Auftreten. Ich betone nochmals was ich schon in früheren Briefen gesagt habe, dass er sich sonst sehr korrekt verhält.

Morgen nachmittag will [Mihail] Pâcleanu mit mir seinen Bericht an die Regierung redigieren. Selbstverständlich werde ich die Transit – Transport – Angelegenheit zur Bedingung stellen.

Ich habe erfahren, dass seitens der Herren [Petro] Diduschok und [Borys] Matioschenko für Sie, Herr Minister, zur Sozialistenkonferenz nach Luzern, die Einreise verlang wird. Auf meine Verantwortung habe ich Herrn [Petro] Diduschok geschrieben, er möge weiter die Bemühungen einstellen, denn Ihre Anwesenheit bei dieser Konferenz in Luzern würde uns bestimmt bei der Entente ganzverschütten.

Grotter bringt mir Ihr persönliches Schreiben, für das ich umsomehr danke, als es mir Beruhigung über Ihren Gesundheitszustand schafft, denn um das alles auszuhalten, müssen Sie wirklich gesund sein! Auf den Inhalt der sonstigen von Grotter mir gebrachten Erlässe und Briefe habe ich Folgendes zu erwidern.

1) Sache General Drostowskyj ist nicht so einfach: Ich muss mit dem Schweizer Generalstab sprechen und wie ich schon eingangs erwähnte, alle diese offiziellen Schritte mache ich vorsichtig.

2) Was [Alexander] Schulgine anbelangt, so fürchte ich, dass bei Herrn Minister gegen ihn intrigiert wurde: [Arnold] Margoline ist ein sehr kluger Kopf und ich gebe viel auf seinen Bericht. Laut diesem ist [Alexander] Schulgine in Paris eigentlich der einzige, der von den Franzosen gewertet wird. Vielleicht überlegen sich Herr Minister den Entschluss und telegrafieren ihn dass Sie seine Demission nicht annehmen und ihn bitten, dort zu bleiben.

3) Sehr wichtig ist die Angelegenheit der Depesche der Juden aus Paris (Zarchyj). Ich habeauf meine Verantwortung beiliegendes Telegramm nach Paris in Ihrem Namen expediert, um etwas Beruhigung zu schaffen. Von Standpunkt dieser Beruhigung möchte ich doch meinem Antrag gegenständlich der Unterstützung der ukrainischen Staatsangehörigen in der Schweiz (auch grösstenteils Juden) wieder aufnehmen. Hier sitzt [Pavlo] Skoropadskyj mit Millionen – ebenso ein Vertreter [Alexander] Koltschaks mit viel Geld und unterstützen alle diejenigen, welche sich als Russen ausgeben. Aus diesem Grunde muss unsererseits meiner unmassgeblichen Meinung nach etwas geschehen. Auch hier bitte ich um freundliche Ueberlegung, ob ich nicht doch dem D[okto]r Tschlenow, der ein sehr seriöser und einflussreicher Mann ist, für die von ihm geleitete Aktion den einmaligen Beitrag von 25 000 Francs überweisen soll.

4) [Arnold] Margoline ist auch hier in der Schweiz keineswegs spazieren gegangen: Er ist ein Mann, der von früh bis abend tätig ist; nützliche Leute einladet und nützliche Zusammenkünfte abhält. [Petro] Diduschok hat sich schon bereit erklärt, ihm seinen Gehalt als Mitglied der Mission auszuzahlen. Jetzt handelt es sich nur um die Repräsentationskosten, die er tatsächlich, wie ich mich überzeugt habe, in umfangreichem Masse nützlich verwendet. Bis Ende Juli wurden ihm dieselben noch vom seinerzeitigen Minister des Aeussern ausgefolgt. Jetzt wäre ein Auftrag des Herrn Ministers an [Petro] Diduschok notwendig, ihm auch für weiter die Repräsentationskosten im bisherigen Umfange flüssig zu machen. Gegenständlich [Arnold] Margoline habe ich noch zu sagen, dass ich sehr fürchte, dass er, wenn [Alexander] Schulgine Paris verlässt, sein Mandat ebenfalls niederlegen wird, besonders da er hört, dass auch [Vasyl] Panejko durch die beabsichtigte Intervention [Dmytro] Witowskyjs bei Ataman [Symon] Petljura und [Evgen] Petruszewytsch belastet werden soll. [Arnold] Margoline sagt, dass dann in Paris an Arbeiter nur noch [Mychailo] Losynskyj und [Sergij] Scheluchin bleiben, welche gar keine Sprachen beherrschen und dass es daher ganz unmöglich sein wird, dort überhaupt eine Tätigkeit zu entfalten.

Sehr bedauert habe ich zu hören, dass [Vjatscheslav] Lipinskyj uns in diesem schweren Augenblicke die weitere Mitarbeit versagt – die Gründe, die mir dafür mitgeteilt werden, erscheinen mir gar nicht stichhältig.

Somit hätte ich Ihnen, Herr Minister, das wesentlichste berichtet und zeichne mit nochmaligen wärmsten Wünschen für Ihre vollständige Genesung und der Versicherung, dass ich hier alles, was in meinem Berichte möglich ist, weiter tun will, um unserer Sache zu dienen, als ihr herzlich ergebener.

[Mykola] Wassliko

Переклад Дмитра Буріма

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Друкується за копією з водяними знаками, машинопис / ЦДАВО України Ф. 3696. – Оп. 2. – Спр. 696. – Арк. 89-94.


Опубліковано

Архів Української Народної Республіки. Міністерство закордонних справ. Дипломатичні документи від Версальського до Ризького мирних договорів (1919–1921) / Упоряд.: Валентин Кавунник. – Київ: Інститут української археографії та джерелознавства ім. М. С. Грушевського, 2016. – С. 483-487.